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In diesem Beitrag möchte ich zwei Begriffe besprechen, die beim traditionellen Bogenschießen häufig verwendet werden.

Das Instinktive bzw. Intuitive Bogenschießen

Der Begriff Instinktives Bogenschießen wurde bereits im Jahre 1988 von dem amerikanischen Author G. Fred Asbell (Instinctive Shooting: A Step-By-Step Guide to Better Bowhunting) geprägt und seither von vielen Übernommen. Inzwischen wird auch der Begriff Intuitives Bogenschießen ins Spiel gebracht. Leider scheinen die meisten Bogenschützen die diese Begriffe verwenden nicht zu wissen, was sie bedeuteten und was bezüglich des Bogensports darunter zu verstehen ist. Dieser Artikel möchte etwas Klarheit in die Sache bringen.

Zuerst eine Begriffsdefinition:

Instinkt

Ein Instinkt ist ein angeborenes Verhalten, welches in erster Linie der Arterhaltung dient.

Beispiele für Instinkte:

  • Suchen Neugeborener nach den Zitzen der Mutter (bei Säugetieren).
  • Aufstehen, sofort nach der Geburt (bei Huftieren).
  • Nestflucht, folgen der Herde (Vögel u. Herdentiere).
  • Im Meer in Sicherheit bringen (Wasserschildkröten).

Diese Verhaltensweisen kommen sofort nach der Geburt zum Einsatz, ohne dass das Individuum zuvor die Chance hatte, etwas zu lernen. Solche Verhaltensweisen sind angeboren, sie sind geerbt, sie sind instinktiv, sie beruhen auf Instinkten.

Intuition

Unter Intuition versteht man das Erfassen eines komplizierten Sachverhalts ohne bewusst darüber nachzudenken. Oder mit anderen Worten, das unbewusste verstehen komplexer Zusammenhänge.

Beispiele für Intuition:

  • Bauchgefühl (Ein Gefühl sagt mir, dass die Ampel gleich auf rot schaltet, ich mir also Zeit lassen kann, denn ich komme sowieso nicht mehr bei grün rüber).
  • Sympathie (In einem Sekundenbruchteil entscheiden wir, ob uns ein Mensch sympathisch ist oder nicht).
  • Der Feuerwehrmann erkennt eine bevorstehende Rauchgasexplosion, ohne darüber nachzudenken, ohne die Anzeichen bewusst wahrzunehmen.

Intuitive Entscheidungen basieren auf Erfahrungen, also auf erlerntem Wissen.

Der Unterschied zwischen Instinkten und der Intuition besteht darin, dass Instinkte im Erbgut verankert und damit angeboren sind. Instinkte funktionieren ohne vorher etwas zu lernen. Die Intuition hingegen basiert auf Erlerntem. Unser Gehirn hat eine Vielzahl von Informationen im Unterbewusstsein gespeichert. Diese Informationen und Erfahrungen werden bei sehr vielen Entscheidungen herangezogen. Unbewusst werden Anzeichen ausgewertet und verarbeitet. Es entsteht ein Gefühl, ohne zu wissen, wie dieses Gefühl zustande gekommen ist.

Bewertung von Intuition und Instinkten für das Bogenschießen

Neugeborene haben keine Ahnung vom Bogenschießen! Instinkte für das Bogenschießen existieren nicht. Bogenschießen hat auch nichts mit der Arterhaltung der Menschen zu tun.

Daraus resultiert, dass es ein instinktives Bogenschießen nicht gibt, nicht geben kann! Alle entsprechenden Aussagen, Anleitungen, Kommentare etc. sind falsch bzw. unterliegen einer Wortverwechslung. Die Worte Instinktiv und Intuitiv klingen recht ähnlich, haben aber eine völlig andere Bedeutung.

Instinktives Bogenschießen gibt es nicht!

Wann immer von instinktivem Bogenschießen die Rede ist, wird vermutlich intuitives Bogenschießen gemeint.

Es gibt nur Intuitives Bogenschießen

Intuitives Bogenschießen ist auf der Welt sehr verbreitet. Indigene Völker, wie auch viele 3D Schützen, verlassen sich auf das Intuitive Bogenschießen. Es ist leicht zu erlernen, es ist die Art des Bogenschießens, die jeder, der ohne Anleitung Pfeil und Bogen in die Hand nimmt, ganz von allein erlernt.

Den Pfeil in den Bogen einlegen, Sehne und Pfeil greifen, den Bogenarm ausstrecken und die Sehne samt Pfeil an das Gesicht heranziehen, mit der Pfeilspitze in Richtung Ziel deuten und loslassen.

Als kleine Kinder haben wir so unsere selbst gebauten Flitzebogen geschossen. Und - es hat wunderbar geklappt. Irgendwann merkt jeder, dass das Einklemmen des Pfeils zwischen Daumen und angewinkelten Zeigefinger der Zughand bei stärkeren Bogen nicht optimal ist, aber sonst ...

Mit viel Übung kann ein begabter Bogenschütze auf 20 bis 30 Meter recht zuverlässig einen Kreis von 20 cm treffen.

Was aber, wenn Du weiter schießen möchtest? Was, wenn Du zuverlässig auf 40 oder gar auf 70-90 m treffen möchtest?

Jetzt kommen Techniken ins Spiel (Schießtechniken, Zieltechniken). Gern wird das Bogenschießen unter Verwendung von Techniken auch Systemschießen genannt. Als erstes kommen wir vom Intuitiven Bogenschießen zum Intuitiven Zielen.

Intuitives Zielen

Aus der Erfahrung heraus, dass das Intuitive Schießen in seiner Präzision und Wiederholbarkeit (insbesondere bei begrenztem Training) Grenzen setzt, wurde der strukturierte Schussablauf entwickelt. Mit dem Schussablauf werden die einzelnen Bewegungen bei der Ausführung des Schusses auswendig gelernt und Schritt für Schritt exakt wiederholt. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich über die Zeit Abweichungen einschleichen. Weiterhin wird die Basis für ein systematisches zielorientiertes Training gelegt. Das Zielen hingegen bleibt weiterhin intuitiv.

Wir unterscheiden demnach Intuitives Zielen und Intuitives Schießen!

Beim Intuitiven Schießen wird der gesamte Schuss unbewusst ausgeführt. Wir verlassen uns darauf, dass unser Unterbewusstsein aufgrund seiner Erfahrungen im Laufe der Zeit gelernt hat, den gesamten Schuss so auszuführen, dass der Pfeil das Ziel trifft.

Beim Intuitiven Zielen hingegen werden Techniken eingesetzt um die Wiederholgenauigkeit des Schusses zu verbessern. Das eigentliche Zielen hingegen wird weiterhin vollkommen unbewusst ausgeführt.

Zieltechniken

Soll die Treffergenauigkeit weiter gesteigert werden, so können, zusätzlich zu den Schießtechniken auch noch Zieltechniken zum Einsatz kommen. Unter Zieltechniken sind unterschiedliche Vorgehensweisen zu verstehen, welche die Treffergenauigkeit durch bewusstes Zielen weiter verbessern.

In den Schnupperkursen und im Lehrgang Bogenschießen unterrichtet das BOGENPARADIES am Anfang das intuitive Zielen. In späteren Lehrneinheiten werden dann Zieltechniken mit und ohne Zieleinrichtung (Visier) vermittelt.

Aber dass ist ein anderes Thema...